Welchen echten Beitrag leisten drei Bienenstöcke eigentlich zur Nachhaltigkeit in unserer Region?
Noch sind die Völker jung, doch schon jetzt freuen wir uns über das geschäftige Leben rund um die neuen Bewohner. Und natürlich schwingt die Hoffnung mit, im kommenden Jahr den ersten Fellhof-Honig zu ernten. Doch über die Freude und die eigene Honigausbeute hinaus stellt sich eine wichtige Frage: "Welchen Beitrag können drei Bienenstöcke wirklich zur Nachhaltigkeit beitragen?"
Warum Honigbienen heute wichtiger sind denn je
Bienen stehen sinnbildlich für funktionierende Ökosysteme. Rund 80 Prozent der heimischen Nutz- und Wildpflanzen sind zumindest teilweise auf Bestäubung durch Insekten angewiesen. Ohne sie gäbe es weniger Obst, Gemüse, Kräuter, Wildpflanzen – und damit auch eine lückenhafte Nahrungskette für Tiere. Dass Bienen jedoch zunehmend unter Druck geraten, ist seit Jahren bekannt: Pestizide, Lebensraumverlust, Monokulturen, Parasiten wie die Varroamilbe und der Klimawandel setzen vor allem Wildbienen stark zu.
Wie viel bewirken drei Bienenstöcke?
Natürlich: Drei Bienenstöcke werden nicht den Biodiversitätsverlust stoppen. Aber sie sind ein regional wertvoller Baustein in einem komplexen ökologischen Netzwerk.
Ein Volk kann im Sommer bis zu 50.000 Bienen umfassen. Drei Völker bedeuten also im Hochsommer bis zu 150.000 Bestäuber, die täglich Blüten anfliegen. Dabei gilt: Je vielfältiger die Landschaft, desto größer der Nutzen. Unsere Region bietet mit Wiesen, Waldrändern, Gärten und Streuobst in vielen Bereichen noch reichhaltige Nahrungsquellen. Die Bienen unterstützen dieses ökologische Mosaik, indem sie:
- die lokale Pflanzenvielfalt fördern, da bestäubte Pflanzen sich besser und häufiger vermehren,
- Ernteerträge in Obstgärten und Gemüsekulturen steigern
- Wildpflanzen stabilisieren, die Lebensraum und Nahrung für andere Insekten bieten
- ökologische Kreisläufe stärken, da bestäubte Pflanzen die Grundlage vieler Nahrungspyramiden bilden.
Drei Stöcke sind nicht viel – aber im Kontext einer Region, in der zahlreiche Privatpersonen, Landwirte und Firmen eigene kleine Projekte starten, entsteht eine kollektive Wirkung, die deutlich größer ist als die Summe ihrer Teile.
Die Rolle der professionellen Betreuung
Ein besonders wichtiger Faktor ist, dass unsere Bienenstöcke von einer regionalen Imkerin betreut werden. Professionelle Pflege bedeutet:
- Kontrolle und Behandlung gegen Parasiten (insbesondere Varroa),
- Sicherstellung einer naturnahen und nachhaltigen Völkerführung,
- Vermeidung von Überbesiedelung, die Wildbienen konkurrieren könnte,
- artgerechte Aufstellung sowie Schutz vor Stressfaktoren.
Gerade letzterer Punkt ist entscheidend: Unkontrollierte Massenhaltung von Honigbienen kann in sensiblen Gebieten Wildbienen unter Druck setzen. Unsere drei Stöcke sind jedoch maßvoll, regional eingebettet und fachkundig betreut – ein Beitrag, der ökologisch sinnvoll ist und keine Konkurrenzsituation verschärft.
Bewusstsein schaffen: Der vielleicht wichtigste Nutzen
So wertvoll Bestäubungsleistung auch ist – kleine Projekte wie unseres entfalten ihren größten Hebeleffekt oft dort, wo sie das Bewusstsein schärfen. Nachhaltigkeit lebt von Vorbildern, sichtbaren Initiativen und der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Bienenstöcke direkt auf dem Firmengelände schaffen:
Einblicke für Mitarbeiter*innen – ganz unmittelbar, jeden Tag,
Lernmöglichkeiten – rund um Ökologie, Artenvielfalt, Bestäubung, Ernährung,
Impulse für private Nachhaltigkeit – vom bienenfreundlichen Garten bis zur Unterstützung regionaler Imker.
In diesem Sinne sind drei Bienenstöcke weit mehr als nur ein Hobbyprojekt. Sie sind ein sichtbares Zeichen dafür, dass Nachhaltigkeit nicht nur mit großen CO₂-Maßnahmen beginnt, sondern im Alltag wachsen darf – wortwörtlich.
Ein Blick in die Zukunft
Im nächsten Jahr hoffen wir auf unseren ersten Honig – doch das ist nur ein süßes Nebenprodukt. Der eigentliche Wert liegt im Beitrag zu einem stabilen und vielfältigen lokalen Ökosystem. Unsere Bienen leisten Bestäubungsarbeit, stärken die Pflanzenwelt und erweitern das Bewusstsein für Naturschutz innerhalb und außerhalb des Unternehmens.
Vielleicht inspirieren sie sogar weitere Initiativen in der Region – von Wildblumenflächen über Nisthilfen für Wildbienen bis hin zu weiteren kleineren Imkereiprojekten. Denn Nachhaltigkeit funktioniert am besten, wenn viele kleine Schritte in dieselbe Richtung führen.
Und manchmal beginnt dieser Weg mit einem einzigen Summen vor der Bürotür.
Unsere drei Bienenstöcke werden von Julia Hasenrader betreut. Sie ist beim Landesverband für Imkerei und Bienenzucht am Imkerhof in Koppl angestellt und engagiert sich als Obfrau der Imker-Ortsgruppe Ebenau. Durch ihre fachkundige Betreuung ist gewährleistet, dass die Bienenvölker naturnah geführt, optimal versorgt und nachhaltig in das regionale Ökosystem eingebettet sind.